Backupkonzept der Linux-Club Mitglieder

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Einleitung

Jeder, der einen Computer zu Hause hat, sollte irgendeine Strategie haben, wie er Backups macht. Eine Platte kann ihren Geist aufgeben, irrtümlicherweise kann man mal Daten gelöscht haben, die Wohnung kann ausbrennen, das Haus zusammenstürzen, usw usw. Ein neues System kann man recht schnell wieder aufsetzen, aber die individuellen Änderungen und zusätzlichen Installationen von weiteren Programmen sind dann alle weg. Noch schlimmer ist es, wenn wichtige Daten, wie Photosammlungen, eMailKorrespondenz und -history, usw verloren sind.

Die Standardlebensdauer von Festplatten ist 600000 Stunden, d.h. ca 64 Jahre, aber leider gibt es auch Platten, schon vorher ihren Geist aufgeben. Mit dem Mittelwert ist es eben, so dass es welche gibt die darüber liegen und aber auch welche die darunter liegen.

Die Standardlebensdauer von CDROMs ist sehr abhängig von der CDROM Qualität und dem Zusammenspiel von CD-Brenner und CDROM. Typische Werte liegen zwischen 4-10 Jahren.

Beispiel: Wenn man auf eine heisse und auf eine kalte Herdplatte fasst ist der Mittelwert eine angenehme Temperatur. Nur ist die Hand auf der heissen Herdplatte ziemlich schlecht dran genauso wie derjenige, der eine schlechte Platte oder CDROM erwischt.

Ein gutes Backupkonzept ist deshalb also sehr wichtig.

Die folgenden Seite fassen zusammen, wie Linux-Club Mitglieder ihr System sichern. Der Thread, wo alles gesammelt wurde befindet sich hier. Außerdem wurde eine kleine Umfrage 'In welchem Intervall sichert Ihr Euer LinuxSystem zu Hause?' abgehalten

Backupstrategie

Benutzte Backuptools

  • tar
  • rsync
  • rsnapshot
  • partimage
  • arkeia
  • cron (Zur Automatisierung des Backups)
  • dar
  • bacula
  • egroupware
  • scp (Zum Kopieren der Backups)
  • Backupdate.sh

Es gibt eine Menge Backuptools. Die obige Liste ist nur eine Auswahl. Wichtig ist, dass ein ausgereiftes und erprobtes Tool benutzt wird, so dass man nicht irgendwann feststellen muss, dass das Backup in dem Moment, wo man es braucht, nicht benutzbar ist, da das Tool Fehler hat.

Cron ist kein direktes Backuptool, wird aber meistens gemeinsam mit Backuptools benutzt, um das Backup automatisch und regelmäßig ablaufen zu lassen.

Was wird gesichert

  • Gesamte OS Partition(s)
  • Userdaten (/home)
  • Systemconfigdaten (/etc)
  • Mails
  • Webseiten (htdocs)
  • Wichtige Dinge
    • Schriftverkehr, Verträge, Fotos, ...
    • Daten von Projekten und Schulungen, ...
  • Datenbanken
  • /etc/nagios

Es gibt im Wesentlichen vier verschiedene Dinge, die gesichert werden:

  1. Das gesamte System
  2. Benutzerdaten (/home)
  3. Wichtige Konfigurationsdaten (/etc)
  4. Wichtige Daten wie Datenbanken, eMails, Verträge, Photos, usw

Das gesamte System dauert am längsten und belegt den meisten Platz. Damit ist aber am einfachsten ein Backup einzuspielen. Alternativ kann man die wichtigsten Systemdaten sichern und im Falle des Backups das System von der InstallationsCD neu installieren und danach wie das alte System mit den Backupdaten konfigurieren. Das dauert länger und erfordert, dass das System so gut wie dem Originalsystem entspricht. Werden viele spezielle Konfigurationen vorgenommen müssen auch diese alle gesichert werden, aber bald verliert man den Überblick und sichert nicht mehr alle Änderungen.

Die Benutzerdaten (/home) sind selbstverständlich zu sichern. Sämtliche wichtige Daten, die nicht in /home abgelegt werden gehören natürlich auch dazu.

Backupinterval

  • wöchentlich
  • Bei Bedarf (alle 2-4 Wochen)
  • 1-2 mal pro Monat
  • jeden Tag (in der Firma)
  • täglich
  • monatlich full Backup, täglich incrementeller Backup

Je nach Änderungshäufigkeit und Wichtigkeit der Daten wird das Backupintervall gewählt. Wenn man die Backups automatisch zieht ist täglich bis wöchentlich ein gutes Intervall.

Anzahl von Backupversionen

  • 5 bei wöchentlicher Sicherung
  • 4 bei monatlicher Sicherung
  • 2 bei monatlicher Sicherung
  • 3 bei unregelmäßiger Sicherung
  • 6 bei täglicher Sicherung

Nur ein Backup ist unsicher. Es kann vorkommen, dass man erst nach längerer Zeit feststellt, dass Daten fehlen und in der Zwischenzeit hat man schon wieder verschiedene Backups angefertigt hat, wo die Daten schon fehlen. Die Anzahl der Backupversionen hängt natürlich direkt vom verfügbaren Backupplattenplatz ab. Aber i.d.R. sollte man wenigstens 3 Versionen bei wöchentlicher oder monatlicher Sicherung behalten. Bei täglicher Sicherung entsprechend mehr oder man hält dann noch wöchentliche Sicherungen. Oder man hebt 5 tägliche Versionen auf, dann 4 wöchentliche Backups und dann 12 monatliche. Ist eine sehr sichere Art, die aber schon 21 Sicherungen benötigt.

Automatisch oder manuell

  • automatisch (6 Antworten)
  • manuell (4 Antworten)

Aus der Verteilung der Antworten sieht man, dass beide Alternativen gewählt werden. Automatisch hat den Vorteil, dass man es nicht vergisst und ist deshalb immer angeraten.

Kontrolle des Restores

  • Nach Restore eines neuen Backups auf zweite Partition wird diese gestartet
  • alle 2 Monate Restoretest der Daten
  • Hab's mal ausprobiert und es ging
  • Gelegentliche Kontrolle (Stichproben)
  • Restore und Kontrolle zufällig ausgewählter Daten

Leider stellt man immer erst dann, wenn ein Backup benötigt fest, dass das Backup nichts taugt: Entweder fehlen Daten oder die Daten sind korrupt. Deshalb ist eine regelmäßige Inspektion der Backuplogs dringend angeraten.

Kontrolle der Backupdaten

  • Ab und zu manuelle Sichtprüfung der Backupdaten
  • Nein
  • Hin und wieder etwas Wiederherstellen
  • alle 2 Monate Restoretest der Daten
  • Hab's mal ausprobiert und es ging
  • Gelegentliche Kontrolle (Stichproben)
  • Restore und Kontrolle zufällig ausgewählter Daten

Genauso wichtig, wie eine Kontrolle der Backupläufe ist, ist die Kontrolle der Daten auf Vollständigkeit. Es dürfen keine Dateien oder Unterverzeichnisse fehlen.

Ort des Backups

  • Zweite lokale Platte
  • Auf zweitem Server
  • extene USB Platte
  • Dachboden und Wohnzimmer
  • Firma
  • Lokale Windowspartition (selbe Platte)
  • ab und zu wird eine CD gebrannt
  • HP Surestore 6x40 DAT Autocharger
  • Daten auf einem RAID5
  • OS auf einem RAID1

Es sind alle Variationen vertreten: Eine zweite externe oder interne Platte, eine andere Partition auf derselben Platte oder auf einem anderen System. Ein RAID5 und RAID1 schützt vor einem Plattencrash. Wenn aber versehentlich Daten gelöscht wurden nützt einem das aber nichts sondern man muss auf ein Backup zurückgreifen.

Disasterrecovery

  • LinuxLifeCD und Restore des OS und der Userdaten vom zweiten Rechner per nfs
  • Neuinstallation und /home und Configurationsdateien (/etc) vom Backup einspielen
  • Pech gehabt. Zur Not eine alte CD.
  • Neuinstallation und Restore von /home

Ein Vollbackup erlaubt ein Vollrestore über eine LifeCD. Alternativ wird ein neues System installiert und die alten gesicherten Konfigurationsdateien eingespielt. Die dritte Möglichkeit, kein Backup zu haben ist die schlechteste.

Kontrolle der automatischen Backups

  • Kontrolle von Logfiles (/var/log/rsnapshot)
  • Backupprozess schickt eMails mit OK bzw Fehlermeldungen
  • Keine
  • Meldungen vom Cron beim Ausführen der Backups

Wer die Backups manuell macht sollte Fehlermeldungen sehen. Ansonsten sollte immer irgendeine Kontrolle des Backups per eMail oder Konsolmeldungen erfolgen. Man ändert immer mal wieder was am System und plötzlich funktioniert der vorher so gut getestete Backup nicht mehr und briacht ab.

Erfahrungen

  • Bisher musste nicht auf das Backup zurückgegriffen werden
  • Hat sich schon öfter ein Fehler beim Backup eingeschlichen, der die Sicherung nutzlos machte
  • Backup noch nie benötigt
  • Backup wird auf Platte seit 23 Jahren vorgenommen und in der Zeit kein Datenverlust

Die Erfahrungen zeigen, dass ein Backup selten eingespielt werden muss. Wenn jemand daraus schliesst es ist kein Backup notwendig, sollte man nur an einen Feuerlöscher denken: Normalerweise braucht man ihn nie - aber diejenigen, die ihn dann doch mal brauchen weil es brennt, sind sehr froh ihn zur Verfügung zu haben.

Die Erfahrung, dass ein Backup manchmal nutzlos ist, ist vergleichbar damit, wenn der Feuerlöscher leer ist, wenn man ihn braucht. Ein Backuptest ist also immer angeraten.

Besonderheiten von Backupkonzepten

  • Paralleler Backup des OS auf zweiter Platte
  • Externe USB Platte
  • Sicherung der wichtigen Daten aber kein OS
  • Sicherung lokaler wichtiger Daten in der Firma
  • Einsatz von hardware RAID5 und software RAID1

Ein paralleles Backup auf einer zweiten Platte erlaubt am schnellsten wieder zu recovern, belegt aber auch den doppelten Platz. Die externe USB Platte ist weit verbreitet, hat aber den Nachteil, dass das nur automatisierbar ist, wenn die Platte ständig angeschlossen ist.

Sehr häufig werden nur die wichtigen (/etc Verzeichnis) und Benutzerdaten gesichert. Das Betriebssystem wird dann im Backupfall wieder neu installiert. Das spart Plattenplatz. Größer eigene Systemanpassungen gehen dann aber verloren.

RAID5 und RAID1 schützen vor Plattencrashs, helfen aber bei versehentlichem Datenlöschen nicht.

Zusammenfassung

Ein Backupkonzept kostet Geld (Backupmedien) und das muss jeder in Relation zu den Kosten eines Ausfalls des Systems für eine gewisse Zeit und den Verlust von Daten sehen. Je wichtiger die Daten sind und je schneller ein System wieder einsatzbereit sein muss, desto mehr Aufwand sollte man für ein gutes Backupkonzept treiben.

Für den Hausgebrauch reicht i.d.R. ein Backup von Zeit zu Zeit auf ein anderes Medium, z.B. eine zweite Platte oder eine externe USB Platte. Wenn möglich sollte das automatisch erstellt werden oder man automatisch per eMail daran erinnert werden. Weiterhin ist ein Restore und Test des Backups von Zeit zu Zeit ratsam.


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